#FacesOfPhotography – Teil 119: Jörg Brüggemann aus Berlin

Ausstellungen, zwei Buchpublikationen, Aufträge und seine Lehrtätigkeit in der Ostkreuzschule – für Jörg Brüggemann war 2020 ein gutes Jahr. Warum er optimistisch in die Zukunft schaut und was sein fotografischer Wunsch für dieselbe ist, darüber hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:

Jörg, wie geht es Dir?
Jeden Tag ein bisschen anders und meistens gut.

Was hat sich bei Dir in den vergangenen Wochen und Monaten beruflich getan?

Ich hatte das Glück, dass alle großen Aufträge, für die ich bereits Anfang letzten Jahres gebucht war, nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben wurden und während des ersten Lockdowns kam dann noch ein wöchentliches Tagebuch für arte.tv dazu. Daneben haben ich mich viel um die Präsentation meiner freien Projekte gekümmert, die ich in den Jahren davor fotografiert hatte. Im Februar habe ich das Buch »Freundschaft« zusammen mit Tobias Kruse im Kerber Verlag verlegt und im September meine Monografie »Autobahn« bei Hartmann Books. Beide sind mittlerweile fast ausverkauft. Im Spätsommer habe ich mit »wie lange noch« im Zephyr Mannheim meine erste Einzelausstellung eröffnet und einen Monat später gemeinsam mit meinen Ostkreuz-Kollegen die Gemeinschaftsausstellung »Kontinent – Auf der Suche nach Europa« in der Akademie der Künste, die jetzt beide leider geschlossen sind, aber hoffentlich auf Grund Ihrer langen Laufzeit nochmal öffen können. Darüberhinaus bin ich seit zwei Jahren zusammen mit Anne Schönharting Co-Geschäfstführer bei der Agentur Ostkreuz. Auch die Agentur kommt bisher sehr gut durch diese Zeit, weil unsere Solidargemeinschaft funktioniert. Und seit zwei Jahren unterrichte ich eine Basisklasse an der Ostkreuzschule, was zum Glück auch letztes Jahr weiter möglich war. Wenn ich das alles so aufschreibe, merke ich, wieviel ich arbeiten konnte in 2020. Beruflich war es ein tolles Jahr und privat auch.

A7. Aus »Autobahn« (Buch erschienen bei Hartmann Books und zu sehen zu sehen in der Ausstellung »wie lange noch« im Zephyr Mannheim, bis zum 24.05.2021)

Was ist die Fotografie für Dich?
Liebe, Luxus und Lebensunterhalt.

Hat sich Deine Fotografie beziehungsweise Dein Blick auf Deine Fotografie im Laufe der Pandemie verändert?

Ich glaube, das kann ich erst danach sagen. Letztes Jahr habe ich für meine Verhältnisse relativ wenig frei fotografiert, weil ich mit Aufträgen, Büchern, Ausstellungen, Ostkreuz und dem Unterrichten ausgelastet war. Ich freu mich darauf dieses Jahr wieder mehr zu knipsen und schaue mal was da kommt.

Wird die Pandemie Auswirkungen auf die Fotografie generell haben?

Ja, klar. Fotografie spiegelt Zeitgeist und entwickelt sich mit der Gesellschaft weiter. Diese Pandemie ist längst Zeitgeist und Entwicklungsbescheuniger zugleich.

Hunde. Aus »Mi Madre Tiene Novio« (Zu sehen in der Ausstellung »wie lange noch« im Zephyr Mannheim, noch bis zum 24.05.2021)

Und auf die Branche?
Die Fotografie ist so vielschichtig und hat so viele Teilbranchen, dass es schwer ist das zu verallgemeinern. Manches wird wieder verschwinden, anderes wachsen oder neu dazukommen. Wie in alle Bereichen beschleunigt die Pandemie Entwicklungen, die eh schon da waren oder sich abgezeichnet haben. Das Digitale als Präsentationsform ist wichtiger geworden und wird es wohl auch bleiben. Print entwickelt sich immer mehr vom Mainstreammedium zum Nischenprodukt, wird aber niemals ganz verschwinden. Insgesamt wird der Bedarf an Bildern ja immer größer, weil unsere Kommunikation in einer globalisierten und digitalisierten Welt immer visueller wird. Insofern blicke ich optimistisch in die Zukunft.

Demonstration im Gedenken an den ermordeten Journalisten Ján Kuciak, Bratislava, Solwakei, 16.03.2018. Aus »Eurovision« (Zu sehen in der Ostkreuz-Geminschaftsausstellung »Kontinent – Auf der Suche nach Europa« in der Akademie der Künste am Paris Platz)

Last but not least: Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zeit die da kommen wird?
Der selbe wie immer: Ein gutes Bild am Tag.

Valparaiso, Chile, 28.10.2019. Aus »El Derecho de Vivir en Paz« (Zu sehen in der Ausstellung »wie lange noch« im Zephyr Mannheim, noch bis zum 24.05.2021).

Website von Jörg Brüggemann
Instagram-Feed von Jörg Brüggemann
LinkedIn-Kanal von Jörg Brüggemann

Das Portrait von Jörg hat Sebastian Wells fotografiert.

Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Jörg aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de